Feb 08
Wie unsere Welt zerbrach – die “stille” Geburt
Sonntag 24. Januar 2010
Um 18h waren wir bei Freunden zum Abendessen eingeladen, kaum dort angekommen ging ich zur Toilette und musste feststellen, dass ich periodenstarke Blutungen bekommen habe…
Ich rief direkt meine Hebamme und Frauenärztin an – beide rieten mir dazu mich sofort auf den Weg in die Uniklinik Frankfurt am Main zu machen.
Ca. um 19:30h kamen wir im Kreissaal an, dort wurde ich zuerst am CTG angeschlossen. Ich merkte wie sich mein Bauch ständig verkrampfte und das CTG zeigte auch immer wieder ein paar Wehen an. Anschließend mussten wir nochmal im Wartebereich Platz nehmen. Dann wurden wir von einer sehr netten Hebamme abgeholt, die mich anschließend vaginal untersuchte. Sie berichtete uns, dass der Muttermund schon recht weich ist, jedoch noch nicht geöffnet. In dem Moment als sie ihre Finger rauszog, kam ein ca. 5 cm langer und 1,5 cm breiter glibberiger Blutpfropf und einiges an Blut mit raus. Dies war ein sehr unangenehmes Gefühl und die Hebamme war zuerst auch sehr erschrocken, packte den Blutpfropf in ein Tuch und meinte sie müsse es der Ärztin zeigen. Ich könne mich in der zwischenzeit schon wieder anziehen und noch einen Moment draußen Platz nehmen.
Kurze Zeit später wurde ich von einer blonden Oberärztin aufgerufen und per Ultraschall untersucht. Sie meinte zu uns, die Blutungen kämen vom Muttermund und es war ein ganz normaler Blutpfropf – das wäre aber alles völlig normal und wäre ein Zeichen, dass die Geburt bald los geht. Während der Ultraschalluntersuchung stellte sie keine Auffälligkeiten fest – es sei alles in Ordnung. Sie versuchte die Versorgung durch die Nabelschnur zu messen – konnte die Nabelschnur jedoch nicht finden. Nach einigen Minuten Suche meinte sie: “ich weiss nicht wo sie liegt, dann mess ich es jetzt einfach so” – sollte dies schon ein Anzeichen dafür sein, dass etwas nicht in Ordnung ist??!!
Uns beunruhigte dies nicht, weil wir dachten nun ja das wird wohl schon mal vorkommen und von der Messung war die Versorgung auch vollkommen in Ordnung. Dann meinte die Ärztin ich werde stationär zur Überwachung aufgenommen. Im Zimmer angekommen wurde ich von meiner netten Zimmernachbarin begrüßt. Wir haben uns gleich gut verstanden.
Montag 25. Januar 2010
In der Nacht hatte ich wieder sehr starke Schmerzen und habe kaum geschlafen. Meine Zimmernachbarin ist sofort aufgestanden und hat sich intensiv um mich gekümmert. Sie hat mich massiert, was sehr gut tat und war bereit mir ihr Stillkissen für eine bessere Liegeposition bereitzustellen. Am morgen zwischen 09 und 10h wurde ich mit meiner Akte runter in die Ultraschallabteilung geschickt. Dort wurde ich von der Oberärztin Frau Dr. Reiter (die mir am Dienstag den 19.01.2010 zu verstehen gab, dass ich mich zwecks meinen Schmerzen nicht so anstellen soll, dass die für eine Schwangere in den letzten Wochen normal sind und mir eine Punktion nur für meine Psyche helfen würde aber nicht für meine Schmerzen und zudem ein Risiko fürs Baby wäre und dass ihr Chef zu ihr sagte: “Punktieren sie Fr. Eiermann oder lassen sie es, dass ist mir egal” und die außerdem sagte was denken sie denn was eine Schwangere mit Zwillingen durchstehen muss, ihr Bauch ist noch viel größer) empfangen. Zuerst sprach sie mich darauf an, dass wir ja letzte Woche darüber gesprochen haben eventuell heute zu beginnen die Wehen einzuleiten, dann würden sie jedoch vorher eine Punktion durchführen. Nachdem Sie mich jedoch dann vaginal untersucht hat und feststellte, dass der Muttermund ca. 2-3 cm offen ist, war sie der Meinung, dass es noch heute los gehen wird, wenn nicht sogar das Baby heute kommt. Also entschloss ich auf gemeinsam mit ihr, dass eine Einleitung dann wohl nicht angemessen wäre und wir erstmal abwarten, was sich auf normalem Wege tut. Sie rieb ihre Handschuhe mit einer Lösung ein und dehnte mit 2 Fingern den Muttermund. Dies war ein etwas stärkeres Ziehen im Unterleib und die Blutung wurde stärker. Sie sagte jedoch, dass sei normal und schickte mich wieder auf Station und ich solle viel laufen – was ich dann auch tat.
Dienstag 26. Januar 2010
Visite durch Assistenzärztin Frau Dr. Padberg – ich wurde im Zimmer vaginal untersucht – keine Veränderung des Muttermundes – wir warten weiter ab.
Am späten Nachmittag / frühen Abend fragte ich an, ob ich im Kreissaal mal ein Bad nehmen könnte, vielleicht würde dies eine Linderung meiner Schmerzen im Brustkorb geben. Mir wurde mitgeteilt, dass im Kreissaal ziemlich viel los sei, sie aber dann anrufen wenn das Bad frei ist. Ich wartete und wartete, aber keiner meldete sich. Am Abend bekam ich auf einmal sehr starke Wehen – ich klingelte und wurde mit dem Rollstuhl in den Kreissaal gebracht. Dort wurde ich von der Hebamme von Sonntags empfangen und sie hat ein Bad für mich eingelassen. Die Wanne ist sehr groß und irgendwie unpraktisch. Ich hatte Schwierigkeiten beim Einsteigen, da weder eine Anti-Rutsch-Matte noch Griffe an der Seite sind wo man sich festhalten kann. Beim Einsteigen hat mir die Hebamme dann geholfen, doch dann kam stundenlang niemand mehr um nach mir zu schauen und eine Klingel war auch nicht in der Nähe. Doch in der Wanne waren die Schmerzen wie weg. Später kam dann die Hebamme nochmal und fragte ob alles in Ordnung sei, ich lies nochmal warmes Wasser nach und stieg dann nach etwa 10 Min aus der Wanne. Die Schmerzen waren wieder da. Ich wurde ich mit dem Rollstuhl wieder ins Zimmer gebracht. Dort rief ich Timmy noch an und dann legte ich mich schlafen.
Mittwoch 27. Januar 2010
Visite durch Assistenzärztin Frau Dr. Padberg und Stationsärztin Frau Dr. Fittschen
Ich sprach erneut an, ob es nicht sinnvoll wäre die Wehen einzuleiten oder sogar einen Kaiserschnitt zu machen um kein Risiko bei einer normalen Geburt einzugehen. Frau Dr. Padberg verneinte dies und meinte es wäre medizinisch nicht notwendig und wenn sich weiterhin nichts tut, könne ich auch wieder nach Hause. Frau Dr. Padberg trug Frau Dr. Fittschen auf nochmals eine Muttermundsdehnung mit der Lösung bei mir zu machen. Während sie mit 2 Fingern die Dehnung durchführte spürte ich zwar nur leichte Schmerzen, doch als sie Ihre Finger wieder raus zog kam einiges an Blut geschossen und als sie gingen bekam ich auf einmal ziemliche Schmerzen. Ich hatte auch den Drang zur Toilette zu gehen. Als ich aufstand merkte ich schon das Blut stark in die Binde laufen, kaum saß ich auf Toilette schoss ohne zu übertreiben bestimm 1 Glas voll Blut und ein Blutpfropf mit einem Durchmesser von etwa 6 cm in die Toilette. Völlig erschrocken drückte ich auf die Klingel, die Schwester kam sofort und war selbst total erschrocken und rief die Ärzte sofort zurück. Diese meinten dann wieder nur, dass sei völlig normal nach einer solchen Untersuchung. Die Schwester sprach jedoch an, dass das Blut recht dünn sei ob nicht Fruchtwasser dabei sein könnte. Die Ärzte wussten irgendwie selbst nicht, was jetzt los ist, meinten nur es wäre normal und sie könnten keinen Fruchtwassertest machen, da Blut dabei ist. Als ich aufstand lief mir das Blut gerade so die Beine runter. Die Ärzte gingen und die Schwester half mir mich zu säubern und anzuziehen. Etwa gegen 11h bekam ich wieder sehr starke Wehen, diese äußerten sich durch Verkrampfung des Bauches und durch ein Ziehen aus dem Rücken in die Leiste. Ich klingelte und wurde mit dem Bett direkt in den Kreissaal gebracht. Dort lag ich dann am CTG angeschlossen für etwa 2-3 Stunden. Mal waren die Wehen stärker, mal schwächer. Die Hebammen machten dort doch einen Fruchtwassertest und ich bekam so am Rande mit, dass dieser positiv ausfiel. Anfangs schauten sie sehr oft nach mir, dann eine ganze Zeit lang garnicht mehr, ich bekam noch nicht mal etwas zu essen. Plötzlich bekam ich ein enorm starkes Brennen auf der ganzen linken Bauchfläche – es fühlte sich an, als hätte jemand ein Bügeleisen darauf abgestellt. Ich klingelte der Schwester, diese hatte jedoch keine Erklärung dafür und meinte ich bekomme dann etwas Fenistilgel. Nachdem die Wehen dann auch nachgelassen haben, wurde ich vaginal untersucht – noch immer hat sich am Muttermund nichts weiter getan, er war immer noch bei 2-3cm. Anschließend wurde ich wieder auf Station gebracht. Beiläufig erfuhr ich dann, dass ich wohl einen oberen Blasensprung habe. Die Schwester auf Station teilte mir dann mit, dass ich eingeschränkte Bettruhe habe und nur zur Toilette gehen darf. Meine Zimmernachbarin bekam auch einen oberen Blasensprung, sie bekam direkt Antibiotika welches ich nicht bekam und hatte strengste Bettruhe. Ich habe bei der Schwester die Gabe von Antibiotika angesprochen, aber keiner wusste etwas davon, zudem sprach ich an, dass Jermaine heute sehr aktiv ist und mich auch sehr stark tritt.
Donnerstag 28. Januar 2010
Vor dem Frühstück bekam ich heute auch eine Infusion mit Antibiotika.
Visite durch Frau Dr. Padberg
Sie erklärte, dass wir nun einfach abwarten, bis sich von selbst was tut und fragte ob ich Kindsbewegungen spüre. Ich berichtete, dass der Kleine seit gestern sehr aktiv ist und mich sehr stark tritt. Daraufhin kam jedoch kein Kommentar. Ich fragte nach, ob sie mich denn nicht untersuchen, ob sich vom Muttermund was getan hat. Sie meinte nein, da man mich jetzt so wenig wie möglich untersuchen sollte um eine Infektion bzgl. des Blasensprungs zu vermeiden und ich solle ja viel Laufen, wie es mir Frau Dr. Reiter aufgetragen hat. Also ging ich wieder viel spazieren. Dann bekam ich Anschiss von den Schwestern, dass ich doch liegen soll – doch dann stellte sich heraus, dass sie mich mit der eingeschränkten Bettruhe mit einer anderen Patientin verwechselt haben. Der Kleine war heute wieder sehr aktiv und hat mich sehr viel und stark getreten – dies berichtete ich auch später nochmal der Schwester (die aber wieder nicht darauf einging) und am Abend noch meiner Mum, dass Jermaine mich im Vergleich zu den davorigen Tagen sehr stark tritt.
Freitag 29. Januar 2010 – Der schrecklichste Tag in unserem Leben!!!
Über nacht hatte ich wieder sehr starke Verkrampfungen des Bauches und konnte kaum schlafen.
Am morgen um ca. 6:25h bekam ich den Drang auf Toilette zu gehen, ich drehte mich von der linken Seite auf den Rücken – in diesem Moment ist mir die Blase gesprungen und das Wasser kam schwallartig aus mir rausgeflossen. Ich drückte sofort auf die Klingel und der Pfleger kam direkt mit dem CTG. Während er nach den Herztönen von Jermaine suchte rief ich meinen Mann an. Der Pfleger fand jedoch keine Herztöne, wobei ich mir nichts dabei dachte, weil ich dachte vielleicht hat der Kleine sich gedreht und es ist jetzt einfach alles zu hektisch. Dann schoben mich der Pfleger und die Schwester direkt in den Kreissaal. Ich zitterte vor Nervosität am ganzen Körper. Im Kreissaal angekommen schloss die Hebamme mich direkt ans CTG an und die Oberärztin bereitete den Ultraschall vor. Auch die Hebamme fand keine Herztöne, was mich noch immer nicht beunruhigte, bzw. ich garnicht so realisierte. Die Oberärztin schickte dann jemanden raus um den größeren Ultraschall zu holen. Auf einmal stand auch Frau Dr. Reiter da. Ich zitterte noch immer vor Aufregung. In einem ganz ruhigen Ton sagte Frau Dr. Reiter dann: “Schaun Sie mal hier Frau Eiermann”. Ich war fest davon überzeugt, sie wolle mir mein Baby zeigen um mich zu beruhigen und als ich auf den Ultraschallmonitor schaute freute ich mich zuerst mein Baby zu sehen und in diesem Moment sagte Frau Dr. Reiter: “das Herzchen schlägt nicht mehr” – für mich brach die Welt zusammen!!! Ich brach in Tränen aus und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Ich stand neben mir und verstand nicht, wieso die Ärzte nichts unternahmen. Sie fingen dann nur noch an darüber zu reden, dass sie mir Schmerzmittel geben würden und mir eine PDA anbieten, denn ich müsse jetzt keine Schmerzen aushalten. Ich wollte jedoch warten bis Timmy eintrifft, also quälte ich mich durch die starken Wehen und es war ein so schreckliches Gefühl in diesem Moment nur mit Ärzten alleine zu sein und meinen Mann nicht bei mir haben zu können. Ich wünschte mir nur noch, dass sich die Ärzte mit ihrer Diagnose getäuscht haben und jeden Moment mein Mann zur Tür rein kommt.
Als der Moment endlich gekommen war und Timmy zur Tür rein kam und lächelte und sich freute, war mir sofort klar, dass er noch von nichts wusste. Die Ärzte haben ihn garnicht richtig an mich ran gelassen und ich musste ihm so sagen, dass unser Baby, unser Jermaine nicht mehr lebt. In diesem Moment brach er auch zusammen und fing an zu weinen. Dann bat Oberarzt Dr. Heinrich ihn mit nach draußen und meinte zu ihm: “Herr Eiermann wir vermuten, dass es sich um eine vorzeitige Plazentaablösung handelt, welche eingetreten ist, weil Sie nicht haben punktieren lassen, wie es Ihnen von uns angeraten wurde.” Daraufhin erklärte mein Mann ihm, wie es wirklich abgelaufen ist, dass es der Fall war 10 verschiedene Ärzte 12 verschiedene Meinungen und als wir letzten Dienstag uns entschlossen hatten eine Punktion durchführen zu lassen, uns davon abgeraten wurde. Daraufhin meinte Dr. Heinrich nur noch “das könne er nicht verstehen und davon wusste er nichts.”
In der Zwischenzeit traf auch meine Mum ein und ich lies mir eine PDA legen. Trotzdem begannen die Stunden des Horrors.
Die Wehen wurden stärker und wieder schwächer, es ging nichts so richtig vorwärts. Ich presste und presste, doch der Kleine rutschte und rutschte nicht nach unten. Ich fing an schon an mir selbst zu zweifeln, dass ich falsch presse.
Doch wir wollten die Hoffnung einfach nicht aufgeben, dass die Ärzte sich getäuscht haben und unser Jermaine kommt raus und atmet und schreit.
Dr. Heinrich und Professor Dr. Louwen versuchten abwechselnd nachzuhelfen, indem Sie sich mit ganzem Gewicht auf mein Bauch legten und mit nach unten drückten – doch es tat sich trotzdem nichts.
Nachdem einige Zeit verstrichen war und nichts vorwärts ging meinte Professor Dr. Louwen, dass wir so nicht voran kommen, da der Kleine ja nicht mehr mithelfen kann und er ihn mit Löffeln (Zange) holen würde. Ich presste also während Dr. Heinrich auf meinem Bauch lag und mitdrückte und Professor Dr. Louwen unseren Jermaine mit der Zange rausholte. Es war 14:25 Uhr. Dann meinte er: “Sehn Sie es war keine vorzeitige Plazentaablösung sondern er hat sich die Nabelschnur 3-4 mal um die Beine gewickelt, was ihm die Versorgung abgeschnürt hat.” Die Nabelschnur war recht kurz und er musste Jermaine zwischen meinen Beinen erstmal entwurschteln, bis er ihn mir auf den Bauch legen konnte. Er war so wunderschön!!! Timmy schnitt ihm dann die Nabelschnur durch und ich durfte unseren kleinen Liebling noch einige Zeit auf der Brust spüren.
Vom Zeitgefühl her würde ich sagen hat es etwa 15-20 Minuten gedauert, bis die Plazenta geboren wurde. Dann fing ich an enorm viel Blut zu verlieren. Timmy nahm Jermaine auf den Arm und legte sich mit ihm auf eine Liege, während die Ärzte dann um mich kämpften. Meine Mum war an meiner Seite und drückte meine Hand. Mein Kreislauf versagte, mir wurde schwindelig und schwarz vor Augen. Kurzzeitig war ich weg – ich wachte erst wieder auf, als ich spürte das mir etwas aus dem Mund lief (Speichel?). Ich versuchte ruhig zu atmen, doch ich spürte im ganzen Körper nur noch ein Krippeln und sah nur noch einen Wechsel zwischen Sternen und Schwarz und merkte wie ich anfing die Augen zu verdrehen. Ich versuchte mich an meiner Mum, Timmy und Jermaine zu fixieren und sagte mir nur noch: “Jetzt nicht die Augen schließen, du darfst jetzt nicht einschlafen”. Ich weiß nicht, was ich alles an Medikamenten bekam. Ich war wie in Trance. Das Einzigste was ich noch realisierte war, dass sie mir wohl mehrfach Blut entnommen haben und dass ich 2 Bluttransfusionen und 2 Blutersatz bekam.
Am Abend wurden wir vom Kreissaalzimmer in ein Wehenzimmer verlegt. Jermaine wurde gemessen und gewogen.
Er hat 2380 g und ist 50 cm groß – sein Kopfumfang beträgt 33,0 cm.
Dann machte die Hebamme noch einige Fotos von uns mit Jermaine und wir verbrachten die Nacht gemeinsam mit unserem Sohn – er lag zwischen uns. Viel geschlafen haben wir nicht, weil wir eigentlich nur weinten und zudem war es kein tolles Gefühl die anderen Mütter gebären und anschließend die Baby`s schreien zu hören.
Samstag 30. Januar 2010
Wir weinten und weinten und wollten alles einfach nicht begreifen und wahr haben. Gegen Mittag wurden wir dann endlich auf Station verlegt. Dort war ein Einzelzimmer für uns reserviert, so dass Timmy die nächsten Tage die ich in der Klinik verbringen musste bei mir bleiben konnte. Unser kleiner Jermaine war die ganze Zeit über bei uns.
Wir entschlossen uns am Nachmittag ein kleines Ritual mit den engsten Freunden und Verwandten abzuhalten um uns von unserem Sohn Jermaine zu verabschieden, da wir dachten je länger wir uns an ihn gewöhnen, desto schwerer fällt uns der Abschied. Zunächst kam eine Pfarrerin, die Jermaine segnete und im Anschluss kamen die Freunde und Verwandte die ihn persönlich kennenlernen und sich mit uns von ihm verabschieden wollten. Timmy taufte Jermaine und wir legten ihn, mit seiner Kuscheldecke, in das vom Krankenhaus gestellten Babybettchen. Wir schmückten sein Bettchen mit Kuscheltieren und Blumen und dann verabschiedeten wir uns von unserem über alles geliebten Sohnes Jermaine Jadon. Er wurde dann von der Schwester geholt und in den Kreissaal gebracht. Es war so schwer und ein fürchterliches Gefühl zu wissen, dass er jetzt vorne im Kreissaal in einem Zimmer abgestellt, liegt. Doch wir brachten es auch nicht übers Herz nochmal zu ihm zu gehen. Ich war vom Kreislauf her noch immer nicht fit, die Ärzte kamen mehrfach um mir Blut abzunehmen. Am Abend kam die Assistenzärztin Frau Dr. Costea?, die mir erklärte, dass mein HB Wert noch recht niedrig sei bei 6,1 und sie mir eine erneute Bluttransfusion empfehlen würde. Ich bekam dann nochmal 2 Bluttransfusionen und merkte wie es mir danach besser ging.
Sonntag 31. Januar 2010
Heute fühlte ich mich schon viel fitter. Uns ging es heute schon beiden besser, soweit man das unter diesen Umständen sagen kann. Am Nachmittag kam die Bestatterin Barbara Keena (die uns von meiner Hebamme empfohlen wurde) des Bestattungsinstitutes Pegasus für Aschaffenburg und Umgebung zu uns in die Uniklinik. Da sie und ihre Kollegin auch Hebammen sind, war es ein sehr einfühlsames Gespräch das wir führten. Es ist wirklich kein Vergleich zu einem herkömmlichen Bestattungsinstitut, sondern wir fühlten uns sehr gut aufgehoben und uns wurde das Gefühl für Verständnis und Geborgenheit übermittelt. Wir gaben Barbara den Auftrag und hielten Montag den 01. Februar 2010 für die Überführung und Donnerstag den 04. Februar 2010 um 16 Uhr für die Beisetzung von Jermaine fest. Ich telefonierte im Anschluss noch mit dem Pfarrer. Von den Ärzten wurde uns zugesichert, dass Jermaine erst vom Kreissaal in die Padologie gebracht wird, wenn wir das okay geben. Wir wollten nämlich, dass dies erst kurz vor der Überführung am Montag stattfindet.
Montag 01. Februar 2010
Heute bekam ich den endgültigen Bescheid, dass meine Blutwerte soweit in Ordnung sind, mir wurde die Kanüle der PDA gezogen und wir mussten noch auf die Entlassungspapiere warten. Während ich wartete, kümmerte Timmy sich darum die Unterlagen von Jermaine aus dem Kreissaal zu organisieren um anschließend erst aufs Standesamt der Uniklinik und danach aufs Standesamt am Römer zu fahren um dort die Geburts- und Sterbeurkunde und die Unterlagen für die Überführung zu erhalten. Zwischendrin erfuhren wir dann, dass Jermaine ohne unsere Zustimmung am morgen schon in die Padologie gebracht wurde. Als Barbara dann um ca. 15:30 Uhr eintraf, erfuhren wir, dass die Padologie bereits geschlossen hat und wir Jermaine nicht mitnehmen können – obwohl vorher alles mit den Ärzten abgesprochen war und uns keiner sagte, dass die Padologie schon um 15 Uhr schließt. Timmy ging vor in die Padologie und traf glücklicherweise noch jemanden an, der dann einen Herrn anrief, der nochmals zurück kam, um uns zu ermöglichen Jermaine mitzunehmen. Als wir am Abend nach Hause kamen, erfuhren wir, dass mein Dad zusammengefallen war und zur Überwachung eine Nacht ins Krankenhaus kam. Doch trotzdem kümmerte meine Mum sich um den Blumenschmuck und einige andere Dinge – woführ wir ihr sehr dankbar sind.
Dienstag 02. Februar 2010
Heute ist Timmy kollabiert. Als ich ihn im eigentlichen Kinderzimmer fand, waren seine Augen ganz starr und er hyperventilierte. Wir riefen sofort den Notarzt. Bis der Notarzt kam, nahm ich eine Plastiktüte, dass er seine ausgeatmete Luft wieder einatmet und versuchte ihn zu beruhigen und ihn dazu zu bringen langsam zu atmen. Es funktionierte nicht richtig und er sagte sehr abwesend und mit letzter Luft nur noch zu mir: “bitte hilf mir – bitte hilf mir…” und “bitte versprech mir, dass ich hier nicht weg muss” und “mein ganzer Körper bitzelt nur noch”. Die Zeit bis der Arzt eingetroffen ist, kam mir wie eine Ewigkeit vor und ich hatte solche Angst nun auch noch meinen Mann zu verlieren, dass mich die Tränen überkamen. Als der Arzt endlich eintraf konnte er ihn glücklicherweise beruhigen und zum langsameren Atmen bringen, sodass er langsam wieder zu sich kam. Anschließend gab er ihm noch eine Beruhigungsspritze.
Später kam dann der Pfarrer um den Ablauf der Beisetzung von Jermaine mit uns durchzusprechen. Er lies uns freie Hand. Am Abend kam dann Barbara und gab uns auch nochmal einige Tips zum Ablauf der Beisetzung (z. B. zu Beginn der Beisetzung ein letzter Lichtergruß für Jermaine – die Trauergäste bekommen eine Schwimmkerze die sie in die Wasserschalen neben Jermaine`s Weidenkörbchen, in dem er liegt, legen können). Es war ein wirklich anstrengender Tag.
Mittwoch 03. Februar 2010
Heute haben wir noch die letzten Vorbereitungen für die Beisetzung von Jermaine getroffen. Die letzten Tage (der heutige inbegriffen) waren sehr anstrengend, da wir unserem kleinen Engel einen würdigen Abschied und einen unvergesslich schönen Tag bescheren möchten. Wir überarbeiteten nochmals den Ablauf der Beisetzung, suchten Lieder raus die gespielt werden sollen, bastelten für sein Kinderzimmer eine Ecke mit Mond und Sternen und eine Ecke mit Sonne, Blumen und Schmetterlingen, an der wir immer Kerzen anzünden und uns zurückziehen können, haben den Abschiedsbrief an ihn fertig verfasst und ein Bild für sein Grab gebastelt.
Donnerstag 04. Februar 2010
Heute war die Beisetzung von unserem Sohn Jermaine Jadon. Barbara und Ute haben die Trauerhalle sehr schön geschmückt. Es war ein schönes Gefühl die Freunde, Verwandte und Bekannte zu sehen (auch wenn man sie teilweise nicht richtig wahrgenommen hat) die uns zu dieser schweren Stunde begleitet haben und sich mit uns von unserem Sohn verabschiedeten, den sie ja eigentlich garnicht kannten. Der Pfarrer hat die Messe sehr schön gehalten und unser letzter Wille war es, dass Timmy den Abschiedsbrief an Jermaine vorträgt und wir gemeinsam unseren kleinen Engel in seinem Weidenkörbchen ans Grab tragen. Am Ende haben wir für Jermaine noch Luftballons steigen lassen.
Wir haben unserem Sohn Jermaine Jadon eine schöne und unvergessliche Beisetzung beschert und wir danken:
- Meiner Mum für die Unterstützung bei den Vorbereitungen
Barbara und Ute für die tolle Vorbereitung, das Schmücken, die Unterstützung, die Begleitung und was sie uns alles ermöglicht haben
Dem Pfarrer für die schöne Messe
Meiner Hebamme, dass sie uns und meinen Eltern stützend zur Seite stand
Und natürlich allen Anwesenden, Freunden und Verwandten dass sie uns in dieser schweren Zeit begleitet haben und weiterhin begleiten.
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